In der Prinz-Heinrich-Kaserne hatte Karl-Heinz Kürten (mi) das Sagen. Nun ist er im Alter von 91 Jahren gestorben, (Foto: Karlheinz Wedhorn/Archiv)

Nachruf – Karl-Heinz Kürten, ehemaliger Luftwaffen-Oberst und Kommandeur in Lenggries, mit 91 Jahren gestorben

Lenggries – Der gebürtige Berliner hatte es nicht immer leicht im Isarwinkel. Er sagte seine Meinung, auch wenn er mal aneckte. Und er hat sich an seinem Lebensabend in Lenggries nicht nur an alte Bundeswehrzeiten erinnert, sondern auch im öffentlichen Leben engagiert. Dieser Tage ist der frühere Luftwaffen-Oberst Karl-Heinz Kürten im Alter von 91 Jahren gestorben.

„Wir haben Karl-Heinz Kürten sehr viel zu verdanken“, sagt Herbert Kütter. Er ist der Präsident des Lions Club Bad Tölz, dem der Verstorbene lange Jahre angehörte. Als Vizepräsident war Kürten „an der Ausrichtung und hervorragenden Durchführung“ der 25-Jahr-Feier des Clubs im Jahr 1998 beteiligt. Ein Jahr später übernahm Kürten die Präsidentschaft und sorgte laut Kütter für die „erfolgreiche Entwicklung der mindestens zweimal im Jahr durchgeführten Büchermärkte des Tölzer Lions Club“. Die heutige Bedeutung dieser Einrichtung gehe auf Kürten zurück.

Noch mehr Erinnerungen an den Verstorbenen verbinden viele Isarwinkler mit der Zeit, als Karl-Heinz Kürten in der Lenggrieser Prinz-Heinrich-Kaserne das Sagen hatte. Von 1983 bis 1990 war er Kommandeur des damaligen Flugabwehrraketen-Kommandos 6.

Der Offizier machte sich in den 1980er-Jahren mit Nachdruck für einen großen Bundeswehr-Schießstand stark, der bei Reichersbeuern gebaut hätte werden sollen. Die heftig umstrittenen Pläne zerschlugen sich spätestens während des Golfkriegs 1990/1991.

Nach diesen auch für die deutsche Luftwaffe aufregenden Tagen und Monaten übernahm im März 1993 Oberst Hillrich von der Felsen nach Servatius Maeßen das Kommando in Lenggries. Er kannte seinen Vor-Vorgänger seit Jahren. „Kalle war ein FlaRak-Urgestein“, sagt von der Felsen. Kürten kam über Lindau und Freising nach Lenggries. Er habe sich an jedem Standort hochgearbeitet und zählte zu den „Wissensträgern“, was Flugabwehrraketen (kurz: FlaRak) angeht. Die Zusammenarbeit mit Kürten sei aber nicht immer einfach gewesen, so von der Felsen. „Er war meist ein bisschen unnahbar, und ein Lob von ihm hat es nur selten gegeben.“ Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Bundeswehrdienst habe er aufmerksam die Entwicklung des Luftwaffenstandorts Lenggries bis zu dessen Auflösung im Jahr 2002 verfolgt.

„Die Seele des Betriebs war freilich seine Frau Eveline“, sagt Hillrich von der Felsen. Nach deren Tod im August 2014 habe Kürten sich immer mehr zurückgezogen. „Kalle und ich haben von Zeit zu Zeit mal telefoniert“, berichtet von der Felsen, der selbst seit seinem Ruhestand in Mauern bei Freising lebt. So auch vor Kurzem. Danach sei Kürten ins Krankenhaus eingeliefert und dann von dessen Sohn in ein Seniorenheim nach Königswinter in Nordrhein-Westfalen gebracht worden. Dort sei er ganz überraschend während eines Gesprächs am Frühstückstisch gestorben. Die Urnenbeisetzung wird dem Vernehmen nach in Königswinter erfolgen. ALOIS OSTLER

Quellenangabe: Tölzer Kurier (TK) vom 29.08.2022, Seite 33